Wiener Werkstätte

Die Gestaltung der Welt des Kindes appellierte an das Verantwortungsbewußtsein der Künstler des Wiener Jugendstils, die ein Gesamtkunstwerk schaffen, alle Bereiche des täglichen Lebens künstlerisch gestalten und beleben wollten. „Erziehung zur Kunst und/oder durch Kunst” lauteten die Schlagworte. Die Künstler des Jugendstils, der Wiener Werkstätte und der Kunstgewerbeschule verfolgten auch im Bereich des Kinderspielzeugs und der Ausstattung des kindlichen Bereiches ihre künstlerischen Ziele, welche auch in den kunsterzieherischen Bestrebungen am Beginn dieses Jahrhunderts verankert waren. (…)

Die Wiener Werkstätte, die mit Kunst und Kunsthandwerk neue Werte zu schaffen vermochte und erfolgreich Reformbestrebungen durchsetzen konnte, schuf gemeinsam mit den vielen Schülern der Kunstgewerbeschule auf dem empfindlichen Gebiet des Kinderspielzeuges Prototypen.
Ein prägnantes Beispiel für die Auseinandersetzung der Künstler mit diesem Thema war die Kunstschau im Jahre 1908, auf welcher der von Prof. Adolf Böhm gestaltete „Raum für Kunst und Kind” Aufsehen erregte. (…)
Es war keine „Utopie von morgen”, sondern Beispiel für die überzeugende Haltung einer ganzen Künstlergeneration und -epoche.

Spielzeug sollte dem Kind schon im frühen Alter das Gefühl für gute Materialien und künstlerischen Ausdruck geben. Der von der Kunst verlebendigte Alltag der Erwachsenen sollte, von Künstlern adaptiert, sich in der Spielzeugwelt der Kleinen spiegeln. Holzspielzeug, von Material und Farbe her individuell gestaltet, konnte handwerkliches und künstlerisches Können und Werworstellungen vermitteln.
Kinderspielzeug ist in seiner Gestaltung und Aussage seismographisch. Es vermittelt uns den Zeitgeist, die gesellschaftliche Situation, Tendenzen der Kunst und ihre Möglichkeiten die Welt der Kinder zu prägen. »Jede Zeit hat eben die Puppen, die sie verdient”, schrieb Berta Zuckerkandl und meinte damit, daß es wichtiges Anliegen der Künstler sein sollte, mit Verantwortungsbewußtsein schon im Kindesalter Werte zu vermitteln.

Quelle: Ausstellungskatalog “Spielzeug/Spiel und Spielereien” Schallaburg 1987

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Notenschreibmaschine Arnold Schönberg 1909

Schoenberg.at: “Arnold Schönbergs Schachzüge – Dodekaphonie und Spielekonstruktionen”