


1910
Den wichtigsten Faktor für den Anstieg der Migrationsbewegungen in absoluten Zahlen bildete die Liberalisierung des Arbeitsmarktes innerhalb der Habsburgermonarchie ab 1848 bzw. 1867. Für Migranten bestanden nunmehr keine ins Gewicht fallenden Migrationshindernisse. (…)
Die Generation der nach der Jahrhundertwende Zuwandernden konnten auf ein verdichtetes Informationsnetz für Migranten zurückgreifen, das aus der Präsenz von Familienangehörigen, Verwandten, Bekannten, auf in ansässigen „landsmannschaftlichen“ Vereinen oder aber auch auf aus dem traditionellen Handwerk abgeleiteten Stellenvermittlungsinstitutionen bestand. Der Ausbau des Eisenbahnnetzes ermöglichte ein ständiges Kommen und Gehen von Arbeitsmigranten. Von den Ende 1910 dauernd anwesenden Zivilpersonen in Wien lebten 6,5% erst unter ein Jahr in der Stadt. Etwa fünfmal so viele waren noch in diesem Jahr wieder abgewandert. (…)
In Wien ergriffen die Migrantinnen und Migranten vornehmlich Berufe im Kleinhandwerk und Kleingewerbe, Frauen primär Berufe in häuslichen Diensten (Köchin, Dienstmädchen) und im Taglohn. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts waren auch immer mehr Zuwanderer aus den böhmischen Ländern in der Industriearbeiterschaft zu finden. Auch Sigmund Freud gelangte im Rahmen der jüdischen Familienwanderung 1859 nach Wien.
Die zweitgrößte Gruppe unter den Zuwanderern waren jüdische Migranten aus den böhmischen Ländern, aus Galizien und der Bukowina und aus den Ländern des Königreich Ungarns. Die jüdischen Zuwanderer kamen im Gegensatz zu den Tschechen zumeist als Familienwanderer. Viele waren im Kleinhandel tätig, in der zweiten Generation auch als Angestellte, eine Elite als Unternehmer und im Finanzsektor.
Tschechen und Juden waren zunehmender Xenophobie ausgesetzt, wobei die antisemitische Hetze wesentlich radikaler ausfiel und sich gegen die Jahrhundertwende zunehmend verstärkte. Dazu trug auch bei, dass mit Karl Lueger 1897 ein Bürgermeister an die Macht kam, der Antisemitismus und Antitschechismus popularisierte.
Quelle: Wien Geschichte Wiki
2024
Wien hat in den letzten 60 Jahren eine äußerst dynamische Bevölkerungsentwicklung erlebt. Aus einer stagnierenden Stadt wurde innerhalb weniger Jahrzehnte zunächst eine schrumpfende und später eine stark wachsende Stadt. Gleichzeitig wurde aus einer stark gealterten Stadt – überwiegend aufgrund der internationalen Zuwanderung – eine junge Metropole.
Der Fall des Eisernen Vorhangs, die Kriege im ehemaligen Jugoslawien, der österreichische EU-Beitritt, die Erweiterungen der EU in den Jahren 2004, 2007 und 2013 sowie die Zuwanderung aus den Konfliktregionen Syrien und Afghanistan und der Ukraine in 2022, haben zu einem deutlichen Wachstum der Stadt Wien geführt. Seit dem Beitritt zur Europäischen Union im Jahr 1995 ist Wien aufgrund der Wanderungsbilanz und der seit 2004 positiven Geburtenbilanz um 439.430 Personen gewachsen. Anfang 2023 lebten in Wien 1.982.097 Menschen.
Die Zuwanderung von vor allem jungen Menschen wird in der Zusammensetzung der Wiener Bevölkerung deutlich sichtbar. Anfang 2023 hatten 34,2 Prozent der Wiener*innen eine ausländische Staatsbürgerschaft, 39,3 Prozent waren im Ausland geboren und 44,4 Prozent hatten eine ausländische Herkunft – das bedeutet sie hatten entweder eine ausländische Staatsbürgerschaft oder waren im Ausland geborene Menschen mit österreichischer Staatsbürgerschaft.
2040
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