Massenkultur

Die Massenkultur kompensiert den Schock der Moderne durch eine Fülle von materiellen und technologischen Vorrichtungen, die diese Fluchten aus dem Arbeitselend und dem Zeitdiktat der Industrialisierung ermöglichen sollen. 

Die Traummaschinen können verschiedenste Gestalt annehmen – seien es nun die >Sensationstechnologien< des Praters (Karusselle, Achter- und Geisterbahnen, Riesenrad etc.), die >Imaginationstechnologien< des Kinos und des Fußballs oder die >Narkosetechnologien< wie Alkohol und Tabak. Ihre wesentliche Funktion besteht darin, sich Momente des Glücks, der Ablenkung und Entspannung zu verschaffen und dem Leben jenseits des als Kerker empfundenen Alltags Sinn und Bedeutung zu verleihen.

Der Übergang vom Feudal-Popularen zur Popularmoderne ist mit dem Begriff der Transformation jedoch nur unzureichend charakterisiert. Dieser Prozeß ist nicht einfach lineare Konsequenz von Kapital, Technologie und Urbanisierung, sondern spiegelt eine komplizierte, mehrfach codierte Veränderung von kulturellen Feldern und Kontexten, von gesellschaftlichen Hierarchien und Produktionsverhältnissen wider. Es geht um die Auflösung und Neuformierung sozialer Schichten, und es geht um die Neubestimmung der kulturellen Praxisformen urbaner Lebenswelten. Kurzum, das Soziale wird zum Ökonomischen, das Kulturelle zum Politischen und die politische Theologie der Vormoderne verwandelt sich in den bürgerlichen Manichäismus von Individualität und Alterität.

Quelle: Wolfgang Maderthaner “Die Anarchie der Vorstadt”
Kapitel: Vom Popularen zum Modernen: Wunschmaschine Massenkultur (S.127)

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Das interessante Blatt 22.09.1910: “Der Kaiser auf dem Flugfelde in Wiener Neustadt”

Photoinstitut Bonartes: “Glasblick und Wachshaut. Herbert List fotografiert in Präuschers Panoptikum”

Profil.at: “King Kong in Wien: Bizarre Bilder aus dem alten Prater-Panoptikum”